Unser Orientierungsrahmen für den Frieden:
Er soll global und universal sein und alle Menschen betreffen.
In der Agenda 2030 hat die UNO 2015 im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung 17 Ziele beschlossen:
Ziel 16 : „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“
Aus den Zielvorgaben:
“1. Alle Formen der Gewalt und die gewaltbedingte Sterblichkeit überall deutlich verringern …
2. Missbrauch und Ausbeutung von Kindern, den Kinderhandel, Folter und alle Formen von Gewalt gegen Kinder beenden. […]
4. Bis 2030 illegale Finanz- und Waffenströme deutlich verringern …”
Als friedenspädagogischer Runder Tisch setzen wir dabei vor allem auf die im Bildungswesen Beschäftigten, die als Multiplikator*innen in die folgenden Generationen hinein wirken. Sie, aber auch alle anderen Interessierten, sollen auf den folgenden Seiten erste Anregungen finden.
Krieg war gestern. Heute erklären wir Frieden.
Frieden lernen, wie soll das gehen in einer Gesellschaft, in der „Wissenschaft“, Wirtschaft, Politik und Medien fast unisono uns allen, ob jung oder alt, in Hirn und Herz hämmern, nur mit permanenter Kriegsvorbereitung und -bereitschaft gegenüber einem oder mehreren mächtigen Feinden sei unsere komfortable Lebensweise zu erhalten?
Deshalb könne der Atomwaffenverbotsvertrag von Deutschland nicht ratifiziert werden, müssen 2021 53 Mrd. € für die Streitkräfte ausgegeben werden, 130 neue Bomber sind anzuschaffen, Killerdrohnen für die Bundeswehr werden diskutiert, und die wild tanzende und sich auf die Brust schlagende Gorilla-Horde NATO versucht, in andauernden Großmanövern den russischen Bären einzuschüchtern.
Ist das Frieden?
In dieser irrwitzigen Kakophonie orientieren wir uns an der 2015 von der UNO beschlossenen Agenda 2030 und den dort festgelegten globalen Zielen für Nachhaltige Entwicklung. Dazu versuchen wir uns zuerst Gehör zu verschaffen, Gleichgesinnte zu finden und zu Verbündeten zu machen.
Krieg war gestern:
Als ersten Lernschritt für den Frieden betrachten wir die über Augenzeugen, Berichte/Vorträge und Filme vermittelte Begegnung oder Wiederbegegnung mit der schrecklichen Realität kriegerischer Gewalt und ihren zerstörerischen Folgen.
Heute erklären wir Frieden:
Die Betroffenheit soll nicht zu lähmender Verzweiflung führen. Aus Beispielen, wie Einzelne, Gemeinschaften oder Gesellschaften einen Weg aus dem Elend bewaffneter Konflikte gefunden haben, soll und kann Zuversicht wachsen und der Wille, selbst aktiv zu werden gegen die Geißel militärischer Gewalt.
„Jede*r Unterlegene, um seine Lebenschancen Gebrachte wird danach trachten, sich das ihm Vorenthaltene oder Weggenommene wieder zurückzuholen, und den vermeintlichen Sieger in Verlustängste und dauernde Verteidigungsbereitschaft zwingen.“ Diese Gewaltspirale gilt es zu durchbrechen und nach gewaltfreien Lösungen zu suchen.
„Falls du nie einen Tag Krieg erfahren hast, nie die Einsamkeit einer Gefangenschaft, nie die Agonie von Gefolterten oder Hungersnot, dann bist du glücklicher als 700 Millionen Menschen dieser Welt.”
(aus einem pax Christi Impuls von Klaus Hagedorn, Oldenburg)
Lehrer*innen und Schüler*innen sollen realexistierende zivile Strategien zur Konfliktlösung kennenlernen und nicht nur den angeblich alternativlosen gewaltförmigen Brei der offiziellen Sicherheitsdoktrin. Diese Stärkung der Lehrerschaft wird nur gelingen, wenn “an den staatlichen Hochschulen Baden-Württembergs zügig und erkennbar die schwachen Friedensforschungskapazitäten aus- und friedenspädagogische Institute” aufgebaut werden und “deren Arbeitsergebnisse schnell Eingang in alle Ebenen der Lehrerbildung finden…”.
(vgl. GEW-Beschluss)
Wir treten ein für
Zivilbürger statt Staatsbürger in Uniform
Stärkung der Friedensbildung in Baden-Württemberg?
2014 wurde unter maßgeblicher Mitarbeit unseres Mitglieds H. B. als Delegierter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden- Württemberg (GEW) im Kampagnenrat “Schulfrei für die Bundeswehr – Lernen für den Frieden“ Baden Württemberg (2010 gegründet) in Verhandlungen mit dem Kultusministerium unter Kultusminister Stoch ( SPD, 2013-2016) ausgehandelt:
Die Gemeinsame Erklärung zur Stärkung der Friedensbildung an den baden-württembergischen Schulen verpflichtet das Kultusministerium BW dazu, dass die Handlungsfelder der Friedensbildung an Schulen ein breites Spektrum umfassen sollen. Dies “reicht von Maßnahmen der Gewaltprävention über die Beschäftigung mit friedens – und gewaltfördernden Strukturelementen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bis hin zur Auseinandersetzung mit friedens- und sicherheitspolitischen Fragestellungen in einer globalisierten Welt.”
Dabei wurde als klares Ziel formuliert, die “Friedensbildung in baden-württembergischen Schulen zu betonen und sie in den Bildungsplänen als fächerübergreifendes Anliegen stärker zu verankern.“
Die Einrichtung der Servicestelle Friedensbildung war dabei ein Meilenstein, eine bisher bundesweit einmalige halbstaatliche Institution, die seit 2015 besteht. Getragen wird sie von der Landeszentrale für politische Bildung, der Berghof Foundation und dem Kultusministerium. Eingerichtet wurde sie auf Drängen des damals noch als Kampagne firmierenden Bündnisses “Schulfrei für die Bundeswehr – Lernen für den Frieden” von Kultusminister Stoch (SPD), der Ende 2014 mit fast allen Organisationen der Kampagne, darunter auch die GEW, und zusätzlichen Interessenten die “Gemeinsame Erklärung zur Stärkung der Friedensbildung an den baden-württembergischen Schulen” unterschrieb. Damit ist die Hauptaufgabe der Servicestelle umschrieben.
Unsere Bilanz : ‘Zurückhaltende’ Förderung der Friedensbildung durch das KM BW bis 2016
Aber: Seit Mai 2016 in der Amtszeit von Dr. Susanne Eisenmann (CDU) :
Inhaltliche Stagnation und latente Gefahr, das mühsam Erreichte wieder zu verlieren. Ernüchternd: Minister und Ministerium verhinderten konsequent, dass in den Schulen über die Sicherheits- und Militärpolitik Deutschlands kontrovers diskutiert werden konnte!
Im Gegenteil: die Bundeswehr dankt den Lehrplänen, dass sie noch mehr Einflussmöglichkeiten im Klassenzimmer hat! So lobt z.B. der Jahresbericht der Jugendoffiziere 2017 vom 28.04.2018 (Anl. und S. 6):
“Die Lehrpläne beeinflussten die Nachfrage nach Vorträgen erheblich. So führte in Baden-Württemberg die Wiederaufnahme des Themas Sicherheitspolitik in das Themenspektrum für Abiturprüfungen zu einer Nachfragesteigerung. […] Als besonders lohnend erwiesen sich die Vorträge im Rahmen der Ausbildung von Referendarinnen und Referendaren sowie der Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern und von weiteren Personen aus dem akademischen Bereich.”
Regierungen und Schulministerien unternehmen wenig bis nichts, um der rasant fortschreitenden “Veralltäglichung des Militärischen im Zivilen” eine Friedensbildung entgegenzusetzen, die sich an den vitalen Interessen der Bevölkerung, also am absoluten Vorrang von gewaltfreier Konfliktbearbeitung im nationalen und internationalen Bereich, orientiert.